20. Oktober 2008 Am Sonntag, den 06.07.08 wollten wir endlich so richtig starten, mussten uns aber schon eingestehen, dass wir nicht nach England kommen werden. Die kurzfristige Planänderung sollte uns nach Texel bringen, aber auch das klappte nicht, darum sind wir nach Vlieland gesegelt. Immerhin hatten wir endlich Salzwasser unterm Kiel und die Nordseewellen wogten uns auch recht ungemütlich an unser erstes Ziel. Hier und da lugte unterwegs eine Seehundschnauze aus dem Wasser. Da saßen wir also im engen Hafen von Vlieland und der Wind nagelte uns fest und fester. Am Mittwoch wollte dann ein wagemutiger Skipper trotzdem bei hartem Wind in See stechen und stach dabei leider in unser Heck. Glück im Unglück, er rasierte „lediglich“ unsere Windsteueranlage ab. Tja, und ohne unsere Windpilot können und wollen wir nicht wirklich weiter. Mit dem Hersteller haben wir vereinbart, dass er uns eine neue Anlage nach Nieuwpoort (Belgien) schickt, und so haben wir uns dann nach einer Woche Vlieland wieder auf den Weg ins Ijsselmeer gemacht, um innerhalb Hollands weiter südlich zu kommen, da das Wetter nicht besser werden sollte. Also ging es mit der Vlielandtruppe (den Yachten „Lanita“, „Wildfang“ und „Helli“) wieder zurück nach Makkum. In Amsterdam war der Abschied vom letzten Begleitschiff („Lanita“), und in der Nacht ging es dann durch Amsterdam. In der Osterschelde konnten wir dann bei 8 Windstärken unter Maschine gegen an, die Dichtigkeit des Bootes überprüfen. Zwei Stunden vollständig in Gischt eingedeckt, und Unmengen Wasser an Deck, zeigten dann doch, dass dieser Test nicht so positiv ausfiel. Nach Wetterbesserung und Boot trockenlegen ging es dann erneut auf die Nordsee. Am 22.07. kamen wir auch endlich in Nieuwpoort an, nur leider die Anlage nicht. Der Wind kam natürlich ab Mittwoch genau aus der richtigen Richtung, was der Stimmung des Skippers noch mehr zusetzte. Nach drei Tagen traf endlich die erwartete Anlage ein, gleichzeitig mit wieder einsetzendem Gegenwind. Trotzdem wurde die Anlage sofort montiert und am nächsten Tag ging es weiter unter Motor Richtung Dover. In Dover blieben wir nur ein paar Stunden, die Tide abwarten, um dann auch gleich weiter zur Isle of Wight zu kommen. Die Pause wollten wir für Spaghetti (extragroße Portion, für einen Mitternachtssnack auf See…) und ausruhen nutzen, aber leider hat der S kipper die Wasserhähne verwechselt und ein Pfund Spaghetti in Hafen-Salz- Oel-Diesel-Exkrementenwasser gekocht. Hmmm – großes Nudelopfer an Neptun! Und so verstrich die Zeit mit der Nudelzubereitung und an Ausruhen war nicht mehr zu denken. Die Wellen und der Motor trugen uns dann immer weiter die englische Südküste entlang und führten uns zur Isle of Wight. Von dort ging es geplant weiter nach Salcombe. Nachdem die Flaute über eine Brise in ein handfestes Unwetter überging, waren wir jedoch gezwungen als Nothafen Portland anzulaufen. Nach zwei Tagen pfeifen, heulen und schaukeln vor Anker, ging es dann weiter nach Westen. Wieder wurde nichts aus Salcombe, also machten wir noch einen Zwischenstopp in Dartmouth. Nachdem die Wetterberichte eigentlich immer daneben lagen, entschied sich der Skipper die Starkwindwarnung nicht für voll zu nehmen, und am nächsten Tag weiter zu fahren. Das war ein Irrtum! Nach anfänglicher Flaute und immer noch steilerer Dünung, entwickelte sich das Lüftchen zu S 8 mit kurzer, steiler See, und miserablen Sichtverhältnissen. Abgesehen von der Sorge über die Ansteuerung des kleinen Hafens Fowey, war es jedoch ein spannender und schöner Segeltag, der deutlich zeigte, was so in der Seven Seas steckt. In Fowey konnten wir toll wandern und teilten uns die Wiesen mit Kühen und Pferden (und deren Hinterlassenschaften an unseren Schuhen…). Nach ungefähr einer Woche sah die Wetterlage vielversprechend aus, ganz abgesehen von der Gesundheitslage des Skippers, der beinahe schon bei der Wanderung am Tag vor der Abreise, wegen Gleichgewichtsstörungen und akuten Gummibeinen von den Klippen gestolpert wäre, aber gutes Wetter geht eben vor, und so wagten wir den Sprung in die Biscaya am 07.08. Bei herrlichem Sonnenschein und Flaute motorten wir Richtung Lands End, doch schon vorher kam des Skippers end, und er verbrachte die meiste Zeit in der Seekoje. Lediglich für die nötigen Segelmanöver war er in den ersten drei Tagen zu gebrauchen (und zum Fische füttern), die wurden dann auch bald nötig, da es hinter Lands End stark aufbrieste. Schon in der ersten Nacht hatten wir mehrfach gerefft und statt des angekündigten NW-Windes, hatten wir uns in den nächsten Tagen eher mit westlichen bis südwestlichen Winden 5 – 7 rumzuärgern. Henrieke ging meistens Wache und sorgte dafür, dass der Skipper wieder auf die Beine kam. Die Belohnung für all die Mühen kam am letzten Morgen: Delphine am Boot, Land in Sicht, Skipper wieder gesund! Insgesamt waren wir 4 Tage und Nächte auf See und erreichten fröhlich gestimmt La Coruna in Spanien. Von dort pilgerten wir einen Tag nach Santiago de Compostela, um festzustellen, dass uns diese Pilgerhorden suspekt sind. Drum pilgerten wir sogleich in die nächste Tapasbar, danach hatte es sich ausgepilgert. Geläutert konnten wir dann in La Coruna erstmal die ganzen Leckagen an Deck abdichten und damit Vorschiff, Kleiderschrank, Hundekoje und Salon (Mastfuß) trockenlegen. Wir dümpelten dann die spanische Küste weiter längs und hielten mal hier und ankerten mal dort, gingen im Atlantik baden und schlugen uns die Bäuche voll mit Tapas – der kulinarische Hochgenuss schlechthin. Immer wieder kamen Delphine kurz ans Boot, was jedes mal ein echt unbeschreiblich schönes Gefühl ist, aber fliegende Fische sind noch nicht an Deck gelandet und Wale haben wir auch noch nicht gesehen. Die Portugiesische Küste ist auch wunderschön und das Essen ist hier besonders gut. Ab dem 29.08. waren wir in Lissabon. Eine schöne Stadt mit viel Flair und freakigem Nachtleben, in das wir uns kräftigst und ohne Reue gestürzt haben. Nachdem die madeirensische Wetterfee (Vaddern Schmidt) uns mitteilte, dass es wohl so bald keine stabile NO-Lage geben würde, entschieden wir uns lieber direkt nach Porto Santo zu segeln, anstatt noch weiter die portugiesische Küste entlang zu fahren. Mit ablaufender Tide rutschten wir schnell den Tejo runter und konnten noch lange die Lichter von Lissabon sehen. Leider gab es wieder viel Flaute und Wind von vorne, so dass wir einiges motoren mussten. Das extra geplante Festessen unterwegs fiel buchstäblich ins Wasser – nach langem marinieren und zubereiten, mussten wir uns doch eingestehen, dass der Schweinebraten weiter im Jenseits war, als es für so ein Stück normal ist. Dies förderte nicht gerade den Appetit der nächsten Tage! Nachdem der Wind endgültig wieder aus der Richtung blies, in die wir hin wollten, entschieden wir uns lieber einen Tag gegen an zu motoren, als noch drei Tage auf der Stelle rumzukreuzen (interessanterweise drehte der Wind ständig während der ganzen Zeit, und bevorzugt, nach Wendemanövern). Dafür entschädigte uns aber die atemberaubende Kulisse der kargen Nachbarinsel Madeiras. Unkompliziertes und nettes Einklarieren und endlich mal wieder duschen! Nach ein paar Tagen mit Motorradausflug, Strand, wandern, und rumgammeln, ging es dann in einer gemütlichen Tagesreise nach Madeira Grande. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann hängen sie dort noch heute, denn aus geplanten 3-4 Wochen sind jetzt schon fast 6 Wochen geworden, was nicht nur an dieser wunderschönen Wanderinsel liegt, sondern natürlich auch an Vadders Wohnsitz und den damit verbundenen Annehmlichkeiten. Außerdem kamen Henriekes Eltern, ihre Schwester mit Sohnemann und später auch noch des Skippers Schwester zu Besuch. Neben wandern und Familienbesuche wurden auch noch diverse Bevorratungen und Kleinreparaturen gemacht, sowie das Großprojekt „Wasserversorgung“ in Angriff genommen. Nachdem eigentlich schon seit Anfang der Reise interessante Flocken aus beiden Wassertanks kamen, wurden beide Tanks und jegliche Zuleitung, Ableitung, Umleitung, Druckleitung, Rücklaufleitung………. rausgerissen. Leider bedeutet so ein Projekt in einem vollgeräumten Boot mit Ersatzteilen, Ausrüstung, Klamotten, Proviant, etc, dass sich die ausgeräumten Sachen genau auf dem Stauraum stapeln, wo das nächste Schlauchstück verbaut werden muss. So konnten wir auch den größten Teil unserer Sachen durchsehen und danach wieder verräumen. Und es war wieder verblüffend, was in so ein kleines Boot reinpasst (und wie viel überflüssiger Schnickschnack dabei ist!!!). Nachdem die Tanks gründlich mit Gebissreiniger gespült und alle Leitungen ersetzt waren, sieht das Wasser jetzt zumindest auch wie Wasser aus. Mittlerweile sind die Vorräte aufgefüllt, sogar das obligatorische Bild an der Hafenmauer ist schon gemalt! Auch wenn der Abschied schwer fällt – Kanaren wir kommen, ob mit oder ohne Wind!!! 18.01.2009 Hi, mittlerweile sind wir in der Karibik angekommen. Genauer Martinique, also Frankreich, EU. Ehrlich gesagt schon seit über einer Woche. Allerdings war es bis jetzt nicht so einfach, Internetzugang zu finden. Außerdem hatte ich dann doch erstmal andere Sorgen und musste mich im Krankenhaus durchchecken lassen. Nach 4 Tagen auf dem Teich bekam ich heftigste Bauchkrämpfe und habe dann eine ungeplante Hungerkur bis in die Karibik gemacht. Henrieke und Jens übernahmen denn auch den größten Teil meiner Wachen, so dass ich nur noch für die wichtigen Sachen im Einsatz war. Zwischendurch wurde dann der Notfallplan X gemacht, falls der Skipper doch ganz zusammenklappt . Der Krankenhausbesuch hier auf Martinique hat mir zwar nicht geholfen, aber scheinbar auch nicht geschadet ( wie auch die ganzen liebgemeinten Diagnosen meiner Crew, anderer Segler, Hobbyärzte, passionierter Hypochonder…..) So, jetzt genug gejammert – besser hier krank, als bei Euch im Winterchaos!! Ansonsten waren die Bedingungen sehr gut. Der Wind war immer genug zum Segeln, lediglich einige Schauerböen. Wie erwartet, wurde es immer wärmer, je weiter wir nach Westen fuhren. Anfangs noch Pullover am Abend, war es dann bei der Ankunft eher die Badehose. Leider hat diese Route einen Haken: Mit dem Wind von achtern hat man nun mal etwas wenig Druck im Segel – aber eine hohe Dünung. Manchmal rollten wir innerhalb von 3 Sekunden 30 Grad zu jeder Seite. Was da nicht fest ist, lernt fliegen!! Und es ist natürlich recht ermüdent. Belohnt wurden wir mit einer schnellen Überfahrt von 16 ½ Tagen für 2100 Meilen. Besuch hatten wir fast täglich von fliegenden Fischen, die morgens immer an Deck lagen ( sind wohl mit den Lemmingen verwandt); der Rekord war 29 Stk. Leider ist keiner in die Pfanne geflogen, nur einer direkt auf den Kartentisch und dann aufs Polster! Und ungebraten riechen die Kerlchen nicht gerade fein. Der Fischgestank war noch Tage in der Kajüte!!!!!! Außer einem Seeventil ging eigentlich auch nichts ernst zunehmendes kaputt. Mit dem Trinkwasser waren wir so sparsam, dass wir noch fast 2/3 bei der Ankunft übrig hatten. Naja, besser so, als andersherum ! Obst und Gemüse haben auch länger gehalten, als geplant( war ja auch ein Maul weniger zu stopfen…). Leider ist der Jens schon wieder nach Hause, dafür im fliegenden Wechsel der Karsten für 6 Wochen aus Essen eingetrudelt. In den nächsten Tagen wollen wir nach Dominica und Guadeloupe, danach dann wohl in die südlichen Antillen. Gebt mir doch mal Bescheid, ob ihr die Mails bekommt. Einige Rückmeldungen habe ich ja erhalten, aber scheinbar ist die letzte Mail nicht an alle rausgegangen. Also vielleicht mal eine kurze Nachricht derjenigen, die noch schreibfauler als ich sind. Meine Adressenliste wird immer länger und ich weiß langsam überhaupt nicht mehr, welche Adressen noch aktuell sind und ob ihr die Mails alle wollt. Außerdem habe ich von einigen von Euch mehrere Emailadressen. So, dann hefte ich noch ein paar Fotos an und fahr mal an Land – hoffentlich klappts ! Arne Schmidt und Henrieke Berg am 4.01.2010 in Antigua (von den Azoren kommend) wohlbehalten eingetroffen. Unterwegs sehr viel Flaute mit viel Schwell bzw. anfangs Wind gegenan. 22. Juni 2009: Arne Schmidt ist heute mit der Seven Seas von Antigua kommend nach 3 Wochen einhand auf See auf den Azoren (Flores)eingetroffen. Reisebericht von Antigua Hier eine Positionsmeldungvon Arne auf dem Weg von Antigua zu den Azoren. Übermittelt vom Kapitän eines Bulkers ( Massengutfrachter) GOOD DAY SIR, HEREBELOW THE MESSAGE FROM ARNE: QUOTE, YOUR SON ARNE WOULD LIKE TO INFORM YOU THAT THEY ARE IN GOOD CONDITION AT 17:15 UTC 9TH JUNE 2009, POSITION LAT: 28 – 52 N, 055 – 45 W BEST REGARDS, CAPT. LEONARDO V. AZUL MV BULK FERN